Mein Hauptinteresse gilt der Sprache. Sie ist für mich einfach alles. Die beiden Sprachen, die ich wirklich gut sprechen kann heißen Serbokroatisch und Deutsch. Da ich nicht der Jüngste bin, erlaube ich mir, meine zwei Lieblingssprachen so und nicht Bosnisch/Kroatisch/Montenegrinisch/Serbisch usw. und Österreichisch zu nennen.

Ich schreibe viel und lese ununterbrochen. Ich veröffentliche aber wenig. Deshalb habe ich meine vielen Werke als GUW bezeichnet: GESAMMELTE UNVOLLENDETE UND UNVERÖFFENTLICHTE WERKE. Ich hatte seltenes Glück, ein breit angelegtes Studium zu absolvieren, in dessen Rahmen ich die ganze Weltliteratur (meistens in Übersetzungen natürlich, denn man kann nicht so viele Sprachen können, aus welchen sie besteht) kennen lernen durfte. Ich studierte auch Ästhetik, Poetik, Bibel, Literaturwissenschaft, Geschichte der Literatur und Kritik… Was ist von all dem Stoff geblieben? Wenig, aber der Überblick und die Grundempfindung sind noch da und sie helfen mir, relativ kritisch über eigene Schöpfungen zu denken und nicht im Selbstvergöttlichen zu versinken.

Meine deutsche Sprache ist nicht alltäglich, weil ich sie durch meinen muttersprachlichen Gedankengang bereichere. Nicht weil ich es will, sondern weil es passiert. Denn man wird mit der Zeit immer mehr bikulturell….

Ich unterrichte schon seit über 20 Jahren meine Muttersprache und manchmal auch Deutsch. Meine Schülerinnen und Schüler sind meistens Erwachsene, die einen Wunsch danach haben, die jeweils andere Sprache zu erlernen. 42 Semester lang bemühe ich mich, den Österreicherinnen und Österreichern eine schwere slawische Sprache beizubringen, denn ihr Wunsch danach ist stark, die Menschen zu verstehen, die sie mögen (wollen): Ehepartner, Freundin oder Freund, Gastgeber an der adriatischen Küste, Kollegen oder Flüchtling…

Ich übersetze schriftlich und dolmetsche mündlich und simultan. In mein Ohr kommt eine, aus meinem Mund kommt die andere Sprache. Ich vergleiche ständig. Deutsche und meine muttersprachliche Grammatik haben viele Berührungspunkte. Das den Menschen zu vermitteln, macht mir besonderen Spaß. Über die Grammatik zu sprechen ist meine Obsession. Die Wörter und die Worte, die Sätze und die Silben, die Buchstaben und die Laute….das sind meine Kinder. Ich liebe sie alle, ich pflege sie, ich kümmere mich um den Weiterbestand der Sprache, die Erhaltung der Schönheiten unter altmodisch klingenden Wörtern, aber ich versuche auch an die Grenzen zu gehen, die Sprachen und Schriften zu vermischen, sie miteinander in Verbindung zu bringen.

Daraus entstehen meine Experimente mit der grammatischen Poesie, mit modalen Zeitwörtern als Protagonisten eines Dramas, mit den Schriften… Mir liegt es daran, das Schöne zu hüten, woraus die Sprache besteht.