hallo
hallo

Dieses blog/ić (das Blögchen) starte ich in Hoffnung, dass es zu schreiben einen Sinn hat. Mein Anliegen ist, mit euch meine Gedanken und Erfahrungen zu teilen, bzw. zu erfahren, was ihr über sie denkt. Das wird von Zeit zu Zeit auch ein zweisprachiges Blögchen sein. Ich wende mich mit ihm in erster Linie an Bikulturelle, also an jene Menschen, in denen zwei Kulturen wohnen, aber auch an diejenigen, die nicht Deutsch können, egal in welchem Land sie jetzt leben, falls sie die Sprache meiner ersten Heimat kennen.

Ich persönlich habe zwei Heimaten (hat Heimat eine Pluralform?): eine alte und eine neue. So wie jeder andere, der im Ausland lebt und anderswo geboren wurde. Oder deren Eltern oder Großeltern nicht hier zur Welt kamen. Die einen haben ihre erste Heimat selbst erlebt, die anderen wissen über sie das, was ihnen ihre Famlie vermittelt hat.Und was sie in den Ferien und Urlauben erfahren haben.

Egal, was man jetzt zum Beispiel über Österreich, EU, Westen und insbesondere Wien hält, ist die Stadt, in dem man neun Zehntel seines Lebens verbringt, sicher eine Heimat. Die einzig reale, obwohl sie viele als die zweite verstehen.

In Anbetracht der Tatsache, dass es in heutigem Wien viele mehr oder weniger Bikulturelle verschiedener Generation gibt, glaube ich, dass sie vielleicht Denkansätze brauchen könnten, um ihre Bikulturalität besser zu artikulieren.

Denn meine Migrantengeschichte ist sehr untypisch. Auf Grund dessen weicht auch meine Betrachtungsweise wahrscheinlich von jener ab, die die Menschen haben, die hier geboren worden oder hierher geflüchtet sind. Nach Wien bin ich mit ausgezeichneten Deutschkenntnissen gekommen. Aus einer Hauptstadt an der Donau (Belgrad) bin ich freiwillig (weil ich keine Lust hatte, eventuell in den Krieg gegen Menschen zu ziehen, die eine sehr ähnliche Sprache sprachen und mit denen ich bis vor gestern „verbrüdert“ war) in eine andere, 660 Kilometer nördlich gelegene Hauptstadt (Wien) umgezogen, die an demselben Fluß liegt. Und bin hier geblieben.

Seit über 25 Jahren unterrichte ich meine Muttersprache/n an den Wiener Volkshochschulen. Dadurch habe ich – meiner Meinung nach – ziemlich gut die Österreicher kennengelernt  (einige Tausende oberflächlich, einige Hunderte persönlicher). Seit fast genauso vielen Jahren arbeite ich im Bereich der Integration, wodurch ich die Gelegenheit hatte, sehr verschiedene Ausländer kennen zu lernen. Die ganze Zeit mag ich sowohl Wien, als auch seine Bewohner. Denn ich hatte hier kaum schlechte Erlebnisse (außer da und dort wähend der jugoslawischen Bürgerkriege). Im Gegenteil. Ich hatte sogar das seltene Glück, die ganze Zeit in einer Umgebung zu arbeiten, die international und politisch korrekt ist. Deshalb hatte ich fast nie einen Grund für schlechte Gefühle und/oder feindliche Einstellung gegenüber diesem Land und dieser Stadt.

Ebenso mag ich die Menschen aus meinen Ex-Heimat(en), die hier in der Stadt und in Österreich leben, egal welcher Nation sie angehören. Dass ich so viele von ihnen kennen lernen durfte, verdanke ich meiner Berufstätigkeit und meinem neugierigen Geist. Am Anfang ging das nicht so einfach, denn es gab noch viele Kriegswunden und unvegessene Erlebniss (die mir, Gott sei Dank, durch meine rechtzeitige Emmigration erspart geblieben sind), aber heute kann ich sagen, dass ich mich auch in dieser Hinsicht für einen Glücklichen halte, im Unterschied zu jenen, die nur im Saft der eigenen reinen Nation und/oder des eigenen einzig richtigen Glaubens köcheln.

Ich liebe auch meine Verwandten und Freunde, die in SFR-Jugoslawien und in meiner Stadt Belgrad geboren wurden und ihr Nachkommen, das in den neu gegründeten Staaten zur Welt kam, unabhängig davon, wo auf der Welt sie heute leben.

In meinem zwei selbst verlegten Büchern „Vergleichendes Wörterbuch der AusländerInnenologie: Das vorläufige System der komparativen Vorurteile“ (kleiner Auflage, vergriffen)  und „Wien für (In- und) Ausländer, die hier leben wollen oder leben müssen. Nicht für Touristen“ (2. Auflage noch erhältlich) habe ich meine Erfahrungen und Beobachtungen veröffentlicht. Da das noch 2006 bzw. 2008 der Fall war, möchte ich sie ergänzen und vielleicht neu auflegen, wozu mir jetzt auch dieses Blögchen dienen könnte. Ich habe aber auch vor, euch hier die Auszüge aus den genannten Büchern zu präsentieren. Aber auch aus jenen, die nicht veröffentlicht wurden. Diese habe ich Gesammelte Unvollendete Werke (GUW) genannt, da sie nicht veröffentlicht worden sind.

Ich wünsche euch viel Spass mit dem blog/ić und mir anregende (bitte wenn möglich freundliche) Diskussionen mit der Leserschaft.